Premiere "Slow Burn"
© Kiran West |
Am Sonntag, dem 8. Dezember 2024, feiert das Hamburg Ballett die zweite Premiere der Spielzeit. Mit dem zweiteiligen Ballettabend „Slow Burn“, der sowohl eine Uraufführung von Aszure Barton als auch eine Deutschlandpremiere von William Forsythe umfasst, präsentiert das Hamburg Ballett zwei ganz unterschiedliche, aber gleichermaßen tiefgehende Auseinandersetzungen mit der emotionalen Ausdruckskraft des Tanzes. Der englische Begriff „slow burn“ beschreibt dabei das langsame, aber stetige Heranreifen intensiver Gefühle und spiegelt die zentrale Thematik dieses Balletts wider: die Erkundung der unterschiedlichen Facetten von Körperlichkeit, Bewegung und Gefühlen.
Ambivalenz von Emotionen
Der Abend beginnt mit der ersten Neukreation für das Hamburg Ballett nach dem Ende der Ära John Neumeier. Für diese Uraufführung hat Demis Volpi die kanadische Choreografin Aszure Barton eingeladen, die seit einigen Wochen intensiv mit den Tänzer*innen des Hamburg Ballett arbeitet. „Slow Burn“ thematisiert die Vielschichtigkeit von Gefühlen, insbesondere die Wechselwirkung von purer Freude und der Kehrseite des Schmerzes. Besonders im Fokus in Aszure Bartons Kreation steht die Auseinandersetzung mit der Lebensweisheit älterer Frauen, die für die Choreografin einen wesentlichen, oft nicht beachteten Erfahrungsschatz der Gesellschaft darstellt. Barton, die in den rund 30 Jahren ihres Schaffens mit zahlreichen renommierten Tanzcompagnien wie unter anderem dem American Ballet Theatre, dem Nederlands Dans Theater, dem Bayerischen Staatsballett, dem Mailänder Teatro alla Scala und dem Ballett am Rhein gearbeitet hat, beschreibt in ihren Worten: „Ich bin inspiriert von älteren Frauen, Frauen, die viel weiser sind als ich. Ich möchte ihre Kraft, Weisheit, Stärke und Geduld ehren, all das, was so oft unsichtbar bleibt."
Die Musik stammt von Ambrose Akinmusire, dessen poetisch-atmosphärische Auftragskomposition dem Werk eine intensive, filmisch anmutende Klangfarbe verleiht. Den Jazzmusiker und -komponisten und die Choreografin verbindet eine langjährige künstlerische Partnerschaft. Das monumentale Orchesterwerk wird vom Philharmonischen Staatsorchester unter der Leitung von Simon Hewett interpretiert.
Die Kostüme der Designerin Michelle Jank sind in enger Zusammenarbeit mit der Hamburgischen Staatsoper und dem großen Opern- und Ballettfundus entstanden. Ausgehend von dem Gedanken, dass allen Materialien eine Vergangenheit innewohnt, wurden aussortierte Stoffe und Kostüme für „Slow Burn“ umgenäht, neu gefärbt und zu neuem Leben erweckt.
Hommage an die Kunst der Balletttechnik
Der zweite Teil des Abends feiert die Kunst der Ballettsprache und die Freude am puren Tanz. William Forsythe ist einer der prägendsten Choreograf*innen dieser Zeit und gilt weltweit als ein Erneuerer des klassischen Balletts. Wie kaum ein anderer hat er es analysiert, dekonstruiert und für das 21. Jahrhundert neu erfunden. Im Vordergrund steht dabei immer die klassische Linie und Form der Tänzer*innen, die der Choreograf scheinbar ins Unendliche erweitert, biegt und dehnt. In „Blake Works V (The Barre Project)“ lässt Forsythe die Tänzer*innen mit einer Leidenschaft und Eleganz tanzen, die die Freude an der Bewegung förmlich spüren lässt. Das Ballett zeigt die Klarheit und Präzision der Form und stellt die Ballettstange als zentrales Objekt der Choreografie in den Fokus. Während der Corona-Pandemie wurde die Ballettstange (englisch „barre“) für viele Tänzer*innen zur wichtigsten Trainingshilfe – ein Motiv, das Forsythe nun in „Blake Works V (The Barre Project)“ künstlerisch verarbeitet hat. Zu den atmosphärischen Klängen des britischen Elektro-Pop-Künstlers James Blake und mit einer ganzen neuen Dimension der Präzision und Geschwindigkeit vereint das Werk die zeitlose Schönheit des klassischen Balletts mit modernen, innovativen Elementen, die eine ungezügelte Freude am Tanz ausstrahlen.
Nach der Uraufführung an der Mailänder Scala im Mai 2023 kommt das Stück nun erstmals nach Hamburg und feiert hier seine Deutschlandpremiere.
"Slow Burn"
Ballettabend mit Werken von Aszure Barton und William Forsythe
A-Premiere
8. Dezember 2024, 18.00 Uhr
B-Premiere
10. Dezember 2024, 19.30 Uhr
Aufführungen
11., 13., 18., 19. Dezember 2024, jeweils 19.30 Uhr
sowie am 7., 10., 11. Januar 2025, jeweils 19.30 Uhr
und am 18. Juli 2025, 19.30 Uhr
Slow Burn
URAUFFÜHRUNG
Choreografie: Aszure Barton
Musik: Ambrose Akinmusire
Bühnenbild: Aszure Barton, Michelle
Jank, Tanja Rühl
Kostüme: Michelle Jank
Licht: Tanja Rühl
Dramaturgie: Carmen Kovacs
Musikalische Leitung: Simon
Hewett
Orchester: Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Blake Works V (The Barre Project)
Choreografie: William Forsythe
Musik: James Blake
Bühnenbild: William Forsythe
Kostüme: William Forsythe, Howard Merlin
Licht: Tanja Rühl nach dem Original von Brandon Stirling Baker
Musik vom Tonträger
Solist*innen und Ensemble des Hamburg Ballett
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