Jedem (Wild-)Bienchen ein Blümchen
Foto: NABU, © Helge May |
NABU fordert zum Weltbienentag mehr Aufmerksamkeit für den Schutz von Wildbienen / Konkurrenz zur Honigbiene bedroht Nahrungsspezialisten
Buckel-Seidenbiene © Stefan Köttgen
Der Weltbienentag am 20. Mai lenkt die Aufmerksamkeit auf die kleinen fleißigen Helferlein. Während mittlerweile vor allem Honigbienen stärker öffentlich wahrgenommen werden, geht es mit den Beständen der Wildbienen rasant bergab. Dabei erfüllen Wildbienen ebenfalls wichtige Bestäubungsleistungen, sind aber leider durch viele Faktoren bedroht – vor allem durch Lebensraumverluste aufgrund von Flächeninanspruchnahmen und die Intensivierung der Landwirtschaft. Dazu kann sich auch die stark zunehmende Konkurrenz durch die Honigbiene in einem Gebiet negativ auf Wildbienen auswirken, wie zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen. Der NABU Hamburg fordert, dass dem Schutz von Wildbienen mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Frühlings-Pelzbiene © Stefan Köttgen
„Laut einer aktuellen Senatsanfrage ist dem Senat das Problem der Konkurrenz
zwischen Honigbienen und Wildbienen sehr wohl bewusst. Daher fordert der
NABU, dass neben dem Verbot der Honigbienenhaltung in Naturschutzgebieten
unbedingt weitere konkrete Schutzmaßnahmen ergriffen werden, um Wildbienen
und andere Insekten zu fördern. Das kann durchaus strengere
Abstandsregelungen oder eine Einschränkung der Haltung von Honigbienen auf
öffentlichen Flächen bedeuten. Mehr Wildblumenwiesen anzulegen oder Parks und
Grünanlagen naturnah zu gestalten, sind Beispiele für eine konkrete Förderung
von urbaner Artenvielfalt, die am Ende beiden Bienenarten zugutekommt“, sagt
Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg.
Zweifarbige Sandbiene © Stefan Köttgen
Viele Wildbienenarten sind auf einzelne Nahrungsquellen spezialisiert und
besuchen nur wenige bestimmte Pflanzenarten. Im Gegensatz dazu sind
Honigbienen sogenannte Generalisten. Sie bevorzugen keine bestimmten
Pflanzenarten, sondern finden überall Nahrung. Honigbienen können dadurch
eine ernsthafte Konkurrenz für Wildbienen darstellen – besonders im urbanen
Raum, wo das Nahrungsangebot ohnehin eingeschränkt ist. Denn in Hamburg gibt
es immer mehr Honigbienen, da die Stadtimkerei zunimmt. Mit der Hamburger
Bienenstrategie wird die Haltung von Honigbienen in Hamburg gestärkt.
Laut der Antwort auf eine Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten
Stephan Jersch (Drs. 22/11689) leben in Hamburg 7.664 angemeldete
Honigbienenvölker, also im Mittel gut zehn Honigbienenvölker pro
Quadratkilometer. Innerhalb von nur zehn Jahren hat sich die Zahl damit fast
verdreifacht (2013: 2.616 Völker). Dabei gibt es laut der SKA keine
Obergrenzen, der Senat sieht keine Möglichkeit der Regulierung der Zahl der
Bienenvölker.
„Ein zunehmender Honigbienenbestand kann einen stärkeren Druck auf die
Wildbienenarten ausüben und negative Auswirkungen haben. Schon rein
zahlenmäßig zeigt sich ein starkes Übergewicht der Honigbienen: ein
Bienenstock hat bis zu 60.000 Individuen, Wildbienen am gleichen Standort
höchstens 1.000. Durch ihre Nahrungsspezialisierung können viele Wildbienenarten
nicht ohne weiteres auf andere Pflanzenarten ausweichen. Außerdem können sie
geringere Flugstrecken zurücklegen als Honigbienen, daher ist auch ein
räumliches Ausweichen schwierig“, erläutert Stefan Köttgen,
Wildbienen-Experte beim NABU Hamburg.
Wildbienen leben im Gegensatz zu Honigbienen (als Nutztiere) nicht in
Abhängigkeit des Menschen. Im Gegenzug sind auch viele Pflanzenarten auf die
Bestäubung durch „ihre“ Wildbienen angewiesen, die beispielsweise anatomisch
an die Blüten angepasst sind. Ein Rückgang von Wildbienenarten und deren
Aussterben kann große Auswirkungen auf die Bestäubung und Fruchtbildung
haben. Der konsequente Schutz von Wildbienen trägt also zum Erhalt der
gesamten Biodiversität bei.
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