Samstag, 25. April 2015

Champagne Brut Nature 2006: Louis Roederer & Philippe Starck

Ein Champagner wird aus der Taufe gehoben:
Champagne Brut Nature von Louis Roederer

Flaschendesign by Philippe Starck

Atemberaubende Aussichten am Hamburger Hafen mit Prickel-Effekt: Frédéric Rouzaud, Directeur Général von Louis Roederer, lud persönlich zum Champagner-Empfang in den Altonaer Kaispeicher an der Großen Elbstraße, um die Kreation eines neuen Champagners zu feiern.

In exklusivem Rahmen feierten die Gäste einen besonderen Moment in der Geschichte des Hauses Louis Roederer. Ich habe den Abend mit Fingerfood und prickelndem Champagner sowie bereichernden Gesprächen mit geladenen Gästen sehr genossen. Ein tolles Ambiente, gepaart mit fundierten Informationen zur Champagner-Herstellung. 




Beeindruckend war für mich die Geschichte der Entstehung eines neuen Champagners. Doch worin liegt das Geheimnis des neuen Louis Roederer Brut Nature 2006? Was macht ihn so besonders? Die drei Erfolgsfaktoren: Wahrheit, Jahrgang und Begegnung... Doch schaut selbst!




„Die Cuvée Brut Nature 2006 ist das Ergebnis einer Begegnung zwischen einem historischen Anbaugebiet und einem herausragenden Jahr, einem der Natur eng verbundenen Hause und einem großen Schöpfer, einem freien Mann.“
(Fréderic Rouzaud, Generaldirektor)



WAHRHEIT
Durch die enge Verbundenheit mit der Natur wird die Besonderheit jeder Parzelle bewahrt. Hier treffen Louis Roederer und Philippe Starck aufeinander: das Thema Wahrheit.

Die Trauben werden nach Parzellen getrennt gepresst und ausgebaut. Die Önologen verkosten den Wein über Monate regelmäßig. Sie verfügen somit über eine breite aromatische Palette und reiche Auswahlmöglichkeiten für die Assemblage unter Leitung von Kellermeister Jean-Baptiste Lécaillon. Dieses Streben nach Authentizität harmoniert mit dem Wunsch von Philippe Starck, an der Entwicklung einer besonderen, wahren, „ehrlichen“ Cuvée teilzuhaben. Gemeinsam beschließen sie, sich von den Flussweinen inspirieren zu lassen, um einen sehr bodengebundenen, trockenen Champagner ohne jegliche Schnörkel zu erschaffen. Und so sind alle Voraussetzungen gegeben, um auf den Parzellen des Pinot noir in Südlage Trauben von großer Reife zu produzieren, die eine Grundlage für einen Wein liefern, der kaum noch Korrekturen benötigt.


JAHRGANG
Die Jahre vergehen und keines ähnelt dem anderen. So verhält es sich auch mit dem Klima der Champagne, das in manchen Jahren Trauben von seltener Reife und Geschmacksfülle hervorbringt.

Das Jahr 2006 war eine Überraschung in verschiedener Hinsicht. Nach einem milden Herbst 2005 begann schon im November ein sehr kalter Winter. Von Januar bis April blieben die Temperaturen sehr niedrig und zögerten die Ankunft des Frühlings heraus. Dieser begann verspätet, es kam noch mehrmals zu Frost. Dann regnete es wochenlang. Der Boden war bis in die Tiefe durchfeuchtet, sodass die Rebstöcke den extremen Juli mit großer Hitze, einigen heftigen Gewittern und Temperaturrekorden gut überstanden. Der August wiederrum überraschte mit sehr kühlen und regnerischen Tagen. Im September wurden diese von einem sonnigen, trockenen Wetter vertrieben. Zur Weinlese zeigte sich, dass der kontrastreiche Wetterwechsel und Sonne zum richtigen Zeitpunkt für die Reife ganz herausragende und viel versprechende Trauben hervorgebracht hatten.


BEGEGNUNG
Wie kam es zu einer Zusammenarbeit zwischen Louis Roederer und Philippe Starck?
Frédéric Rouzaud. – Ich habe schon immer die Kreativität von Philippe Starck bewundert, die ich in den von ihm gestalteten Restaurants und Hotels entdeckt habe. Ich freue mich immer wieder über seinen Stil, seinen Respekt für den Ort und die großartige Freiheit bei der Gestaltung. Als ich ihn zum ersten Mal traf, wusste ich noch nicht genau, was ich wollte. Aber ich wollte etwas mit ihm machen. Als er mir dann erzählte, dass er nur undosierten Champagner trinkt, da kam ich auf die Idee für das Projekt, an dem wir seit 2013 arbeiten – ein andersartiger Wein, eine Cuvée Louis Roederer basierend auf der Authentizität des Anbaugebietes. Die Zusammenarbeit ergab sich also ganz von selbst.

Philippe Starck - Mich hatten schon andere Champagnerhäuser angesprochen, bisher hatte ich alle Angebote ausgeschlagen. Ich mochte die Vorstellung nicht, eine Flasche mit dem Namen Starck zu verkaufen, in der kein Starck drin sein würde. Egal, worum es geht, man sollte nicht einfach im Außen wirken, sondern ins Innere vordringen. Wäre ich einverstanden gewesen, nur eine Flasche zu gestalten, hätte ich mich nicht der Wahrheit des Themas annähern können. Ich wollte an der Entwicklung der Cuvée teilhaben, damit ihre Flasche Ausdruck einer ehrlichen Vorgehensweise, einer wirklichen und vollständigen Zusammenarbeit sein kann und die Kohärenz zwischen Design und Inhalt gegeben ist.

Wie waren Sie konkret an der Entwicklung der Cuvée beteiligt?
Philippe StarckAm Anfang gab es lange Gespräche. Stundenlang habe ich den Champagner meiner Träume beschrieben, natürlich undosiert, Charakterbilder entworfen, Vergleiche angestellt. Ich habe diese Geschichte aus den verschiedensten Blickwinkeln erzählt mit sehr präzisen Worten, die ausdrucksstarke Bilder wachrufen. Diese konzepttragenden Worte, diese Abstraktion wurden vom Kellermeister und seinen Teams im Verlaufe unserer Tastings in einen Wein umgesetzt. Was für ein Glück, dass Jean-Baptiste Lécaillon zwei Sprachen spricht: die der Worte und die des Weins.

Frédéric RouzaudPhilippe Starck hat seine emotionale Sicht als Designer eingebracht. Für uns war das sehr bereichernd, denn wir kannten diese gestalterische Freiheit bis dahin nicht. Philippe Starck hat uns seine Worte interpretieren lassen und so konnten wir dank seiner Erhellung weiter kommen als je zuvor.  Je genauer er seinen Traum, seine Vision beschrieb, desto präziser konnten wir den Champagner konzipieren. Ich erinnere mich, wie er über einen Wein „am Knochen“ sprach, schlicht, ehrlich – diese Worte haben sich mir eingeprägt. Es war wie eine Begegnung mit dem Projekt, dass wir seit 2003 am Herzen hatten.

Wie war die erste Verkostung des Brut Nature 2006?

Philippe Starck - Es war verblüffend: Der Kellermeister hatte die Worte in Champagner übersetzt, in Geschmack, in Aromen, Flüssigkeit und Bläscchen. Während der zweiten Verkostungsrunde konnte ich meine Gedanken noch präziser ordnen, auch wenn es praktisch nichts zu korrigieren gab, außer ein paar  Feinabstimmungen. Als wir dann das Endergebnis verkosteten, war es wie ein Schock: Da war er! Jener Champagner, dessen Hologramm vor meinem inneren Auge erstanden war. Ich wollte einen eleganten, modernen Champagner sehen, der zu seiner Geschichte und seinen Wurzeln stehen kann. Das Ergebnis ist eine wunderbare Balance. Ich hatte das Gefühl, dass wir den Champagner neu erfunden hatten, denn der Erfolg war diagonal: Unsere Methode hatte uns vom Konzept zum Wein, von den Worten zu seiner Herstellung geführt. Dieser Champagner ist eine Erfindung, genau wie die Art, nach der er gemacht wurde.


Frédéric RouzaudDie erste Verkostung war in der Tat ein sehr bewegender Augenblick. In gewisser Weise bestätigte sich, dass der inzwischen vor geraumer Zeit von unserem Hause eingeschlagene Weg, sich im Alltag von der kreativen Forschung inspirieren zu lassen, den wir über die Stiftung Louis Roederer verfolgen, der richtige ist. Die Künstler bereichern unsere Weine. Brut Nature 2006 veranschaulicht dies perfekt. Dieser Champagner ist der Ausdruck einer Begegnung: Zwischen einem Anbaugebiet und einem herausragenden Jahr, zwischen unserem Hause und Philippe Starck, einem großen Schöpfer, einem freien Mann.

Könnte man Brut Nature 2006 auch einen vierhändigen Champagner nennen?
Frédéric Rouzaud und Philippe Starck – Absolut!