Donnerstag, 21. Mai 2020

NABU


Vogelzählung knackt 140.000-Teilnehmer-Marke

Zwischenergebnisse der "Stunde der Gartenvögel"

NABU - Rita Priemer
Über 140.000 Menschen meldeten Daten von 2,8 Millionen Vögeln an den NABU. Die Live-Auswertung bestätigt die Sorgen der Vogelexperten: Deutschlandweit wurden 22 Prozent weniger Blaumeisen gesichtet. 

NABU
Mehr als 140.000 Menschen haben das Muttertagswochende genutzt, um Vögel in Garten, Park oder auf dem Balkon zu zählen. Damit haben sich so viele wie noch nie zuvor an der 16. "Stunde der Gartenvögel" des NABU und seines bayerischen Partners LBV beteiligt. Im vergangenen Jahr hatten gut 76.000 Naturfreund*innen teilgenommen. Da noch bis 18. Mai nachgemeldet werden konnte, könnten es in diesem Jahr nahezu doppelt so viele werden. Das verstärkte Interesse an der heimischen Natur durch die Corona-Krise und das beunruhigende Blaumeisensterben haben vermutlich deutlich mehr Menschen bewegt, bei der Vogelzählung des NABU mitzumachen.

NABU - FHecker
Im Mittelpunkt des Interesses der diesjährigen Zählung stand die Blaumeise. Seit Anfang März waren beim NABU vermehrt Berichte über kranke und tote Blaumeisen eingegangen. Bis heute registrierte der NABU 19.000 solcher Meldungen, die 35.000 verstorbene Vögel betreffen. Als Ursache wurde inzwischen das Bakterium Suttonella ornithocola identifiziert, das offensichtlich ausschließlich bei Meisenarten Lungenentzündungen verursacht. Die in Deutschland bisher einmalige Vogel-Epidemie flaut seit Ende April deutlich ab. Bundesweit betrachtet sind 22 Prozent weniger Blaumeisen pro Garten gemeldet worden. Statt 2,16 Blaumeisen pro Meldung sind es in diesem Jahr nur noch 1,66 – mit Abstand der niedrigste Wert seit Beginn der Zählungen im Jahr 2005.
NABU
Um herauszufinden, ob der Rückgang wirklich auf das Konto der Epidemie geht, wurde inzwischen für jeden Landkreis und jeden Postleitzahlen-Bereich die Veränderungen der Blaumeisenzahlen gegenüber 2019 mit der Anzahl gemeldeter kranker Meisen verglichen. Es ergab sich ein eindeutiger Zusammenhang. Je mehr Berichte erkrankter und toter Meisen aus einem Landkreis beim NABU ankamen, desto größer waren dort auch die Bestandsrückgänge. Wir können daher davon ausgehen, dass zumindest ein Teil des Rückgangs direkt auf das Blaumeisensterben zurückzuführen ist. Dass auch noch andere Faktoren eine Rolle gespielt haben, ist nicht auszuschließen.

Bei einem Gesamtbestand von 7,9 Millionen erwachsenen Blaumeisen in Deutschland, den der jüngste offizielle Bericht zur Lage der Vogelwelt ausweist, entspräche ein Rückgang um 22 Prozent gut 1,7 Millionen Vögeln – vorausgesetzt, dass der im Siedlungsraum bei der "Stunde der Gartenvögel" festge-stellte Verlust, auch im Wald in gleicher Weise auftritt. Nur etwa ein Drittel aller Blaumeisen Deutschlands brütet in Dörfern und Städten, die Mehrzahl in Wäldern.

Im Durchschnitt konnten die Teilnehmer der Aktion in diesem Jahr innerhalb einer Stunde knapp 31 Vogelindividuen von gut elf verschiedenen Arten entdecken, bestimmen und melden. 
NABU
Wie immer in den letzten Jahren war der Haussperling mit 5,3 Vögeln pro Garten der häufigste Gartenvogel. In den frühen Jahren der Aktion konnte die Amsel den Spatz dreimal überflügeln. Doch seit dem Aufkommen des Usutu-Virus vor zehn Jahren nehmen die Amselzahlen ab. Immerhin konnte sie in diesem Jahr mit 2,91 Vögeln pro Garten das Ergebnis des Vorjahres halten. Wie in jedem Jahr ist die Amsel aber weiterhin Deutschlands zuverlässigster Gartenvogel: Sie wurde in 94 Prozent aller Gärten innerhalb einer Stunde gesehen.
NABU - FHecker
NABU - Amseljunge
Große Verlierer dieses Jahres sind neben der Blaumeise auch der Star und – wie schon in den Vorjahren – der Grünfink. Auch beim kleinen Zaunkönig sinken die Zahlen konstant von Jahr zu Jahr. Bei den größten Sorgenkindern unter den Siedlungsvögeln, Mehlschwalbe und Mauersegler wiederholten sich die katastrophalen Ergebnisse der Vorjahres zum Glück nicht, aber sie sind weiter weit entfernt von früheren Bestandszahlen. 
NABU FHecker
NABU - FHecker
Zu den Gewinnern zählen vor allem Ringeltaube und Türkentaube, die beide ihr bisheriges Bestergebnis einfliegen. Auch bei Eichelhäher und Buntspecht ist kein Ende des zunehmenden Trends in Sicht.

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