STIFTUNG FÜR ZUKUNFTSFRAGEN STELLT
36. DEUTSCHE
TOURISMUSANALYSE VOR
- Reiseintensität 2019: Drei von fünf Bürgern sind 2019 verreist
- Inlandsreiseziele 2019: Deutschland bleibt das beliebteste Reiseziel der Bundesbürger, verliert aber Marktanteile
- Europäische Reiseziele 2019: Jeder Zehnte verbrachte seinen Urlaub in Spanien. Gewinner in Europa sind Skandinavien und Griechenland
- Fernreisen 2019: Fernreiseboom in Zeiten des Klimawandels
- Reisedauer und Reisekosten 2019: Reisedauer nimmt ab, Reisekosten bei durchschnittlich 1.208 EURO pro Person
- Reiseprognose 2020: Häufiger und teurer
REISEINTENSITÄT 2019: DREI
VON FÜNF BÜRGERN SIND 2019 VERREIST
"Urlaub bleibt die
populärste Form des Glücks" – und auf dieses Glück wollten auch in der
vergangenen Reisesaison die meisten Bundesbürger nicht verzichten. 61 Prozent
unternahmen wenigstens eine Urlaubsreise von mehr als fünf Tagen Dauer. 21
Prozent waren sogar zweimal unterwegs und 19 Prozent packten noch häufiger ihre
Koffer. Am reisefreudigsten zeigten sich hierbei Familien und kinderlose Paare.
Von ihnen waren mehr als sieben von zehn in der Reisesaison 2019 mindestens
einmal unterwegs. Die Gesamtreiseintensität der deutschen Bevölkerung sank im
Vergleich zum Vorjahr leicht um ein Prozent (2018: 62%), blieb jedoch im
Langzeitvergleich auf einem hohen Niveau.
INLANDSREISEZIELE 2019:
DEUTSCHLAND BLEIBT DAS BELIEBTESTE REISEZIEL
Deutsche Feriengebiete
waren auch 2019 die mit Abstand beliebtesten Reiseziele der Bundesbürger. Mehr
als jeder dritte Reisende (34%) verbrachte seinen Haupturlaub zwischen den Küsten im
Norden und den Bergen im Süden. Besonders häufig wurden in den vergangenen
zwölf Monaten erneut die Seen und Ostseegemeinden in Mecklenburg-Vorpommern
besucht. Aber auch die süddeutschen Destinationen in Bayern und
Baden-Württemberg sowie Schleswig-Holstein und Niedersachsen konnten sich über
zahlreiche Gäste freuen. Im 10-Jahres-Vergleich reduzierte sich allerdings die
Anzahl der Haupturlaube im eigenen Land um fast drei Prozent (2009: 36,7%). "Ausgebuchte Betten, relativ hohe Preise und dazu noch die Wetterunsicherheit
lassen immer mehr Bundesbürger ihren Haupturlaub im Ausland verbringen.
Kompensiert werden kann dieser Rückgang meistens durch immer mehr Reisende in
der Nebensaison, die dann ihren Zweit- oder Dritturlaub im Inland verbringen",
so Professor Dr. Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der BAT-Stiftung
für Zukunftsfragen.
EUROPÄISCHE REISEZIELE 2019: INDIVIDUALITÄT STATT MAINSTREAM
In Europa konnten sich die
spanischen Urlaubsgebiete erneut als die beliebtesten Ziele der Bundesbürger
behaupten. Ungefähr jeder zehnte Reisende verbrachte seinen Urlaub auf den Balearen,
Kanaren oder dem spanischen Festland. Auf den weiteren Plätzen folgten
Italien, Österreich und die wiedererstarkten griechischen Feriengebiete. Im
Langzeitvergleich zeigt sich die abnehmende Popularität zahlreicher klassischer
Urlaubsdestinationen. Besonders in Spanien und der Türkei waren deutlich
weniger deutsche Urlauber zu Gast als noch vor zehn Jahren. Zulegen konnten
dagegen vor allem skandinavische Ferienregionen sowie die Beneluxstaaten und
Frankreich. Reinhardt: "Individualität
statt Mainstream lautet das Motto vieler Urlauber. Immer reiseerfahrener,
wollen sie wieder mehr Authentizität, Atmosphäre und individuelle Angebote
vorfinden, als austauschbare Bettenburgen an überfüllten Stränden."
FERNREISEN 2019: KLARER GEWINNER DER VERGANGENEN REISESAISON
Noch nie verbrachten mehr
Bundesbürger ihren Haupturlaub außerhalb Europas (17%). Besonders profitieren
konnten Urlaubsregionen in Fernost sowie in Nordamerika. Destinationen von
Kanada über die Vereinigten Staaten bis nach China, Thailand, Indonesien, Sri
Lanka oder die Malediven konnten im 10-Jahres-Vergleich ihre Marktanteile
jeweils mehr als verdoppeln. Langsam entscheiden sich auch wieder mehr
Bundesbürger für Ziele in Nordafrika (z.B. Ägypten), die zwar noch weit von
ihren Höchstständen entfernt sind, jedoch die Talsohle durchschritten haben.
Auch wenn die Diskussionen
um die Auswirkungen des Klimawandels 2019 die Berichterstattungen in den
Medien prägten und Fridays-for-Future-Demonstrationen in zahlreichen Städten,
mehr Umweltbewusstsein und eine zunehmende Bedeutung ökologischer Themen die
Folge waren, boomte der Fernreisemarkt. "Trotz aller Einsicht und Sorgen wollen
viele Bundesbürger im Urlaub keine Kompromisse eingehen und wählen
weitentfernte Ziele. Flight shaming – also das Schämen für eine getätigte
Flugreise – erweist sich im Urlaub als ein Mythos", so der wissenschaftliche
Leiter der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen, Professor Dr. Ulrich Reinhardt.
REISEDAUER
UND REISEKOSTEN 2019:
URLAUB WIRD TEURER UND DESHALB KÜRZER
Durchschnittlich
12,3 Tage waren die Deutschen bei ihrem Haupturlaub im Jahr 2019 unterwegs. Am
längsten verreisten hierbei die jüngeren Bundesbürger zwi-schen 18 und 24
Jahren, die durchschnittlich über zwei Wochen vor Ort blieben. Dagegen dauerte
der Haupturlaub eines Singles nur gut 10 Tage. Im 10-Jahres-Vergleich zeigt
sich eine Reduzierung der Urlaubsdauer um etwa einen Tag. Auch wenn hierbei in
fast alle Destinationen kürzer verreist wurde, bleiben die Unterschiede groß.
So dauert ein Urlaub im Inland nur etwa halb so lang wie eine Fernreise. Und
innerhalb Europas stieg mit der Entfernung fast auch immer die Verweil-dauer:
Während die Gäste in der Türkei über 14 Tage blieben, dauerte ein Urlaub in
Österreich nur etwa 11 Tage. Mit durchschnittlich 98 Euro pro Tag bleibt ein
Urlaub ein teures Vergnügen. Im 10-Jahres-Vergleich erhöhten sich die durchschnittlichen
Gesamtausgaben für eine Urlaubsreise dabei um mehr als 20 Prozent auf
insgesamt 1.208 Euro pro Person. In diesen Kosten sind neben den Unterkunfts-,
Verpflegungs- und Transportausgaben auch alle weiteren Kosten von Eintritten
über Souvenirs bis hin zu Trinkgeldern enthalten. Bei einem Vergleich der
Tageskosten zeigen sich zahlreiche Unterschiede. So war ein Urlaubstag in
Deutschland mit 85 Euro deutlich günstiger als beispielsweise ein Tag in Spanien,
Griechenland oder Skandinavien mit jeweils über 100 Euro. Noch einmal deutlich
teurer waren Fernreisen, für die im Schnitt 125 Euro pro Tag ausgegeben wurden.
Deutlich günstiger als im Inland waren dagegen Ferien in Destinationen wie
Kroatien (69 EUR), Polen (70 EUR) oder auch in nordafrikanischen Zielen (80 EUR)
und der Türkei (81 EUR).
REISEPROGNOSE 2020: HÄUFIGER UND TEURER
Bereits jetzt sind sich schon fast zwei Drittel aller
Bundesbürger sicher, 2020 wenigsten fünf Tage zu verreisen. Dagegen weiß nur
etwa jeder Siebte bereits, dass er in den kommenden zwölf Monaten nicht
verreisen wird. Die restlichen 21 Prozent sind sich gegenwärtig noch unsicher,
ob sie überhaupt verreisen, oder unentschlossen, wo sie dieses Jahr ihren Urlaub
verbringen werden. Reinhardt: "Die Bundesbürger planen und buchen ihre Reisen
wieder deutlich früher und nutzen eher einen Frühbucherrabatt als auf
Last-Minute-Schnäppchen zu setzen. Das bringt Planungssicherheit für
Veranstalter, Hotels und Airlines. Und für die Urlauber beginnt mit der Buchung
auch die Vorfreude – und diese ist bekanntlich am schönsten." Bei der Auswahl
der Reiseziele setzt sich der Trend zu mehr Fernreisen auch 2020 weiter fort.
Selbst wenn diese etwas teurer sind, ist sich bereits jetzt mehr als jeder
sechste Bürger sicher, ein Ziel außerhalb Europas zu besuchen.
TECHNISCHE DATEN DER 36. DEUTSCHEN TOURISMUSANALYSE
Anzahl und Repräsentanz der
Befragten: 3.000 Personen ab 18 Jahren in Deutschland. Befragungszeitraum:
Dezember 2019 / Januar 2020 Befragungsinstitut: GfK Marktforschung/Nürnberg.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen